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Dr. Renée Moore-Seiwert

Du selbst bist deine größte Blockade

Interview mit Dr. Renée Moore-Seiwert, promovierte Neurobiologin und
Selfmade-Millionärin

Jürgen Wulff: Renée, du bist in Texas aufgewachsen. Warst du eigentlich eine schlechte oder eine gute Schülerin?

Ich war eine perfekte Schülerin

Renée Moore: Ich war eine perfekte Schülerin. Nur so konnte Ich promovierte Neurobiologin werden. Ich bin in Texas geboren, in einer Familie, die überhaupt kein Geld hatte. Es war mir schon im Alter von 5 Jahren klar, dass ich von diesem Schicksal weg wollte, was das Universum mir gegeben hatte. Mein Ausweg war, meine Ausbildung nach vorne zu bringen, damit ich einen guten Job bekomme. Und weil die Universität in Amerika so teuer ist, war mir von Anfang an klar, dass ich in der Schule absolut top sein muss. Schon als ich in der sechsten Klasse war, bin ich um vier Uhr morgens aufgestanden, um zu lernen, damit ich die besten Noten bekommen konnte. Ich war am Ende meiner Highschool-Karriere in der Klasse auf Platz eins. Ich wusste, nur wer am Ende als Bester die Abschlussrede halten darf, bekommt das Stipendium. Ich habe mein Abitur mit 98,6% von 100% abgeschlossen. Das war viel harte Arbeit. Ich war vielleicht nicht die Smarteste in der Klasse, aber ich hatte ein großes Ziel. Der Schalter für meine Umsetzungskraft wurde schon sehr früh umgelegt, so dass ich meine Ziele erreicht habe. Natürlich habe ich für meinen Bachelor-Abschluss und meine weiteren Ausbildungen Stipendien bekommen. Ich war immer die Beste in der Klasse – durch viel harte Arbeit und Umsetzungskraft.

Ich wusste, meine Zukunft liegt in meinen Händen

Jürgen Wulff: Das finde ich erstaunlich, dass du dir so früh schon ein Ziel gesetzt hattest. Das war ja für ein Kind von fünf Jahren sehr weit in der Zukunft. Du hattest also eine klare Vision und ein konkretes Ziel daraus entwickelt.

Renée Moore: Ja, ich hatte eine Vision. Ich habe gewusst, dass meine Zukunft, mein Erfolg in Bezug auf mein Ziel in meinen eigenen Händen liegt. Das ist unterschiedlich in den Kulturen in Deutschland und in Amerika. Wir sagen: „Jeder kann Präsident sein.“ Mit genug Arbeit und Umsetzungskraft kannst du alles erreichen, was du möchtest. Wir wissen, dass, egal was dein Schicksal ist, du die Möglichkeit hast, dein Leben selbst zu gestalten. Das ist ein Unterschied zwischen unseren Kulturen. Es gibt nicht so viel Hilfe. Zum Beispiel hatte meine Familie keine Krankenversicherung, wir waren zu arm. Ich war nie krank, da ich nie krank sein durfte. Das ist der Unterschied zwischen den zwei Systemen. Wenn du in Deutschland arm bist, hast du noch die Basics, wenn du in Amerika arm bist, hast du gar nichts.

Du brauchst Erfolge über kleine Ziele

Jürgen Wulff: Zwei Dinge fallen mir da auf: Einerseits dieses Mindset, die Art zu denken, eine Überzeugung, die du hast, aber du warst auch fleißig. Du bist schon in der sechsten Klasse morgens um vier aufgestanden. Dazu gehört sehr viel Disziplin.

Renée Moore: Wenn ich um zwei Uhr morgens hätte aufstehen müssen, hätte ich das auch gemacht. Ich habe so lange geschlafen, wie ich konnte. Ich habe gemerkt, dass ich diese zwei, drei Stunden vor dem Unterricht brauche, um die besten Noten zu bekommen: Disziplin, Klarheit und ein großes Ziel. Natürlich habe ich dieses große Ziel in kleine Ziele heruntergebrochen. Und das ist auch das Geheimnis, um ein großes Ziel zu erreichen. Wenn dein Ziel zu groß ist, würdest du nie ankommen, weil das Ziel zu groß ist. Du brauchst in der Zwischenzeit Erfolge über kleine Ziele, nämlich den Erfolg, dass du kleine Zwischenziele erreicht hast. Dein Gehirn schüttet eine gute Dosis Dopamin als Belohnung aus, wenn du ein solches kleines Ziel erreicht hast. Das gibt dir mehr Motivation und mehr Kraft, an das große Ziel heran zu kommen. Schritt eins ist aber Klarheit. Was willst du erreichen? Für mich heißt es: Set Your Goal Big!“ Es ist wichtig, dass dein Ziel groß genug ist, dein Projekt groß genug ist, aber auch nicht zu groß. Dein Ziel sollte dich gleichzeitig freudig aufgeregt und ein bisschen ängstlich machen. Wenn das Ziel zu groß ist, dann ist es wie ein Ei, das du an die Wand wirfst. Es zerbricht. Wenn es dagegen zu klein ist, dann hast du keine Motivation, dieses Ziel auch anzugehen. Also wähle dir ein Ziel, das groß genug ist und teile es in kleine Schritte auf, die machbar und erreichbar sind.

Jürgen Wulff: Du warst in deiner Jugendzeit sehr fleißig. Wenn man so früh aufsteht, hat dich das nicht deine Freizeit gekostet und ein Stück deiner Kindheit?

Renée Moore: Ja, natürlich. Doch ich habe auch Spaß gehabt. Aber ich war sehr fokussiert. Aber das bin ich. Nicht jedes Kind ist so fokussiert, wie ich es war. Ich war sehr diszipliniert, trotzdem habe ich viel Spaß gehabt. Ich habe auch Sport betrieben. Ich war immer sehr zielstrebig, aber ich habe mich auch um meine Gesundheit gekümmert.

I work hard and I play hard

Jürgen Wulff: Du hast gut auf dich geachtet. Das könnte einem ja auch die Motivation rauben, wenn du deine ureigensten Bedürfnisse vernachlässigt. Dann raubt dir das die Motivation und die Lebensfreude.

Renée Moore: Ich habe nicht das Gefühl, das ich mich vernachlässigt hätte Ich bin ein Genießer. Das gehört auch dazu: „I work hard and I play hard.“

Jürgen Wulff: Wie kamst du nach der Schule auf das Thema Neurobiologie?

Renée Moore: Ich haben an der University of Texas angefangen. Ich habe meinen Bachelor in Biologie gemacht und gedacht: Hey, okay, was will ich wirklich mit diesem Abschluss in Biologie machen? Ich brauche mehr als einen Bachelor. Was will ich lernen? Was ist für mich interessant? Leider ist es so, dass es manchmal die komplizierten Dinge sind, die mich interessieren. Damals war Neurobiologie das schwerste Thema, was ich mir überhaupt vorstellen konnte, zu lernen. Zu verstehen, wie das Gehirn funktioniert. Das war ein sehr schwieriges Thema. Da ich sehr gut war, hat mich die Universität in Texas gefragt, ob Ich meine Doktorarbeit in Neurobiologie schreiben möchte. Ich war so gut, dass sie mich gefragt haben. Ich dachte, das klingt sehr interessant. Vielleicht kann ich mit diesem Doktortitel auch mehr in meiner Karriere und in meinem Leben schaffen und erreichen. “So I went for that.” Es war nicht einfach. Ich war an der University of Texas die erste Frau mit einem Doktortitel in Neurobiologie.

Jürgen Wulff: Eine muss es einfach mal machen und zeigen, dass es geht. Das ist so ähnlich wie die erste Läuferin, die Marathon gelaufen hat. Sie konnte zeigen, dass das geht. Hat dir der Doktortitel denn geholfen?

Renée Moore: In Amerika ist ein Doktortitel interessant, aber nicht so wichtig. Aber ich muss sagen, promoviert zu sein, hat mir auf meinen Weg geholfen. Es hat mir viele Erfahrungen gegeben. Es hat mir die Möglichkeit gegeben, mit vielen Leuten zum Thema Motivation und Zielerreichung zusammenzuarbeiten. So bin ich heute mit dem Thema intrinsische und extrinsische Motivation unterwegs. Ich nutze hier auch meinen neurowissenschaftlichen Hintergrund.

The American girl comes back to Germany

Jürgen Wulff: Das passt natürlich wunderbar zu unserem Thema, wie man etwas erfolgreich umsetzt. Wie ist es dann weitergegangen, als du deine Promotion hattest?

Renée Moore: Zunächst bin ich in die Pharmazeutische Industrie gegangen. Ich habe im Bereich neuromedizinische Entwicklung gearbeitet, wo es um Innovationen geht. Ich habe früh entdeckt, dass ich im Vertrieb gut war. Es war meine Aufgabe, die großen Deals zum Abschluss zu bringen. Ich hatte in dieser Zeit immer große finanzielle Ziele, weil du immer Vorgaben hast, was du jedes Jahr erreichen musst. Ich war ziemlich gut. Da hat mich ein Mitbewerber abgeworben, um nach Deutschland zu gehen. Sie wollten eine Firma in Deutschland gründen, und ich hatte schon viele Kunden hier in Deutschland.

Ich erhielt ein gutes Jobangebot, mit gutem Gehalt und guten Konditionen. Und innerhalb von sechs Wochen habe ich meinen Job in Texas gekündigt, mein Haus verkauft, und meine Katze und ich sind nach Deutschland gekommen. Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Deutschland und teilweise aus England. Da habe ich gesagt: Back to the roots! The American girl comes back to Germany.” Das war eine große Chance für mich und meine Karriere.

Risikobereitschaft ist ein wichtiger Teil der Umsetzung

Ich bin sehr risikobereit. Ich nehme das Risiko gerne an. Risikobereitschaft ist ein sehr wichtiger Teil der Umsetzung. Wenn du nicht risikobereit bist, dann nimmst du nur die kleinen Projekte an. Größere Projekte haben immer ein gewisses Risiko. In Amerika lernen wir sehr früh, Risiken anzunehmen. Da heißt es: Fail fast!” Das ist Teil unserer Kultur und unserer Glaubenssätze. Mittlerweile reisen viele Leute von Deutschland ins Silicon Valley, um zu verstehen, wie dieser Innovationsprozess funktioniert? Amerika ist selbst ein Land, das risikobereit ist. Das ist ein Teil unserer DNA. Wir sind bereit für Innovationen und Risiken auf uns zu nehmen. Das ist sehr kulturell geprägt, wie du weißt. In Japan und anderen asiatischen Ländern wie China sind die Menschen nicht so besonders risikobereit. Die Leute vermeiden Risiken. Die USA dagegen nehmen das Risiko immer an. Europa und Deutschland befinden sich irgendwo in der Mitte mit der Lust auf Risiko, neue Dinge und Innovationen. Aber wenn du etwas Großes erreichen willst, dann enthält es häufig ein Risiko.

Jürgen Wulff: Wie grenzt du das Risiko so ein, dass es dich nicht völlig ruiniert. „No risk, no fun“, heißt es ja. Aber es kann dich ja auch ruinieren, es kann dich deine Gesundheit kosten. Es kann dich deine Partnerschaft kosten. Das kann deinen Job kosten oder auch dein Haus. Also wo ist die Grenze dessen, was du bereit sein solltest, an Risiken einzugehen?

Renée Moore: Ja, das ist das, was jeder denkt: Das kann mich alles kosten. Aber in der Realität ist das nicht so. Setz dich hin und frage dich: was ist wirklich das Risiko? Was ist das Schlimmste, das passieren könnte, wenn das Projekt oder die neue Idee nicht erfolgreich ist? Und es ist sehr wichtig, sich dieses Worst-Case-Szenario aufzuschreiben. Was würde passieren, wenn…? Verlierst du wirklich dein Geld, verlierst du wirklich deinen Partner? Viele Leute denken, dass sie alles verlieren, aber das ist einfach nicht so. Es ist einfach sehr wichtig, realistisch zu sein. Was ist das realistische Szenario, wenn das Projekt nicht erfolgreich ist? Was würde mich das kosten?

Ich habe persönlich ein großes Risiko auf mich genommen

Natürlich habe ich persönlich ein großes Risiko auf mich genommen. Ich habe mein Haus, meinen Job und meinen Mann in Amerika zurückgelassen und bin für den neuen Job mit der Katze nach Deutschland gekommen. Achtzehn Monate später war das neue Projekt eine komplette Katastrophe. Ich habe meinen Job gekündigt. Und dann war ich arbeitslos, ein Illegal Alien”, die kein Wort Deutsch gesprochen, in Deutschland gelebt hat, und ich hatte nichts in den Händen. In diesem Moment bin ich nochmal mit meinem eigenen Umsetzungszyklus angefangen. Ich habe mich gefragt: Was will ich jetzt wirklich? Jetzt kann ich alles schaffen, was ich wirklich will. Will ich einen sicheren Job haben? Will ich meine eigene Firma aufbauen? Was will ich wirklich? Ich war damals 34 Jahre alt. Da habe ich mir gesagt: ich will selbständig sein. Jetzt ist der Moment, wo ich keinen Job habe. Ich muss entweder einen Job finden oder meine eigene pharmazeutische Forschungsfirma aufbauen. Ich habe diese Risiko angenommen, meine eigene Firma aufzubauen. Es war ein großes Risiko. Ich musste die ersten sechs Monate ohne Gehalt nur von zurückgelegtem Geld leben. Aber ich habe auch gewusst, wenn du diese Dinge umsetzt, hat das viel Potenzial. Das Potenzial für Gewinn ist sehr groß, und der Erfolg liegt in meinen eigenen Händen. Wieder einmal.

Ich musste alles lernen, was mit Selbständigkeit zu tun hat

Jürgen Wulff: Du hattest auch die Expertise dazu. Du kannst gut Dinge umsetzen, wo du eine große Expertise hast.

Renée Moore: Ich hatte keine Expertise in Unternehmertum, aber in der Fachlichkeit, was hinter dem Unternehmen stand. Ich musste alles lernen, was mit Selbstständigkeit zu tun hat. Ich habe 10 Firmen in 9 verschiedenen Ländern aufgebaut. Ich musste alles selbst lernen, aber ich war risikobereit, ich war offen. Ich habe gewusst, was mein Ziel ist. Ich habe mir klare Ziele gesetzt und das große Ziel in kleine Ziele heruntergebrochen. Ich habe mir aufgeschrieben, was muss ich im nächsten Monat, in den nächsten drei Monaten, in den nächsten sechs Monaten tun muss, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bin wirklich sehr strukturiert mit Ein-Monatsplan, Drei-Monatsplan, Sechs-Monatsplan, Neun-Monatsplan, Jahresplan. Also kurzfristig, mittelfristig, langfristig planen, dann kommt man mit größerer Sicherheit ans Ziel.

Mein zweiter Name ist „Imperfect Action“

Jürgen Wulff: Du hast nach dem großen Misserfolg eine Orientierungsphase eingelegt. Du hast auch verschiedene Szenarien durchgespielt, aber auch dich innerlich befragt. Du hast dir eine Struktur zurechtgelegt, aber du hast auch losgelegt, obwohl du noch viel lernen musstest.

Renée Moore: Mein zweiter Name ist „Imperfect Action“. Das heißt, ich warte nie, bis alles perfekt ist. Das ist für viele Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine große Herausforderung, aber insbesondere in Deutschland. Dieser Glaubenssatz, dass alles perfekt sein muss. Wir dürfen nichts tun, bis alles perfekt ist. Das ist nur ein Glaubenssatz, das ist nicht wahr.

Ich habe mit Tausenden von Selbständigen – Männern wie Frauen – zusammengearbeitet. Der kleine Punkt, der die meisten Leute davon abhält, zum Ziel zu kommen, ist dieser Perfektionismus und die Vorstellung, dass alles perfekt sein muss, bevor ich etwas umsetze. Aber es wird nie perfekt. Nothing is ever perfect.” Wenn du denkst, ich kann das Produkt nicht launchen oder ich kann mein Ding nicht machen, bis das perfekt ist, musst du eines wissen: Was heute perfekt ist, wird in 5 Jahren nicht mehr perfekt sein. Wenn du zurückschaust, stellst du fest, es war damals nicht perfekt. Es war gut genug in diesem Moment.

Viele Leute verlieren hier Zeit, Geld, Ressourcen und Energie, weil sie glauben, ich muss warten, bis alles perfekt ist, statt den ersten kleinen „Imperfect Action”Schritt zu gehen. Für mich ist der größte Unterschied zwischen sehr erfolgreichen Leuten und Leuten, die noch nicht erfolgreich sind, diese „Imperfect Action, diese Bereitschaft zu sagen, ich bin gut genug und was ich habe, ist gut genug. Ich kann jetzt den ersten Schritt in meinem Projekt, in meinem Business gehen. Ich nehme dieses kleine Risiko, diese kleine „Imperfect Action”, in Richtung meines großen Ziels.

Das ist so ein wichtiger Prozess, weil du gewinnst. Du gewinnst Energie. Dein Selbstbewusstsein steigt. Bei den meisten Leuten ist das Selbstbewusstsein zu niedrig, so dass sie nicht in die Aktion kommen können. Aber wenn du den ersten „Imperfect Action”Schritt nimmst, stellst du fest, hey, das war nicht so schlimm, ich habe das Risiko genommen. Nichts ist kaputt gegangen. ich habe mir vertraut, ich habe meiner Intuition vertraut, und mein Selbstbewusstsein ist jetzt gewachsen. Du erhältst Belohnungen. Und dann bist du bereit für den nächsten kleinen Schritt. Das ist das Geheimnis. Nicht warten, bis alles perfekt ist. Nimm ein kleines Risiko, einen kleinen Schritt in Richtung deines Ziels mit „Imperfect Action” und dann schau, was passiert. Wenn es der falsche Schritt war, ist das nicht schlimm, weil es nur ein kleiner Schritt war. Du kannst ihn korrigieren und den nächsten Schritt machen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Umsetzung kommt durch Tun, durch „Imperfect Action”Schritte. Das ist eine meiner Hauptbotschaften.

3 Millionen Euro waren ein guter Grund, zu verkaufen

Jürgen Wulff: Du hast dann aber deine Firmen verkauft. Warum eigentlich?

Renée Moore: Ich wusste, dass die Firmen eine gute Strategie waren, sehr schnell gutes Geld zu verdienen. Ich habe das Business innerhalb von fünf Jahren mit zehn verschiedenen Firmen in neun verschiedenen Ländern aufgebaut und mit großem Gewinn verkauft. Schon nach dem ersten Jahr kamen unterschiedliche Firmen, die mein Business kaufen wollten. Es war so sexy, es war ein „emerging Market”, pharmazeutische Forschung, etwas, das vorher nicht am Markt existierte. Es war von Anfang an so aufgebaut, um es später zu verkaufen. Ich habe es immer in meinem Blick behalten, dass ich nur etwas aufbaue, das perfekt zu einer Firma passt. Es sollte das fehlende Puzzleteil für eine Firma in Europa sein, die international arbeiten wollte. Ich habe den internationalen Bereich aufgebaut, als perfekte Passung für europäische Firmen. Und natürlich waren auch 3 Millionen Euro ein guter Grund, zu verkaufen.

Jürgen Wulff: Du hast auch da wieder sehr langfristig gedacht. Du hast dich nicht auf das Wachstum konzentriert, sondern ein Unternehmen geschaffen, das ein perfekter Übernahmekandidat war.

Renée Moore: Es gab nichts, was in meinen Firmen doppelt vorhanden war, was mein Verkaufspartner schon hatte. Ich hatte beispielsweise keine Data Management-Abteilung. Das hätten die meisten Firmen nicht benötigt und sie hätten meine Firma ohne diesen Teil gekauft. Es war schon nach sechs oder neun Monaten der Plan, die Firma zu verkaufen. Aber auch in der pharmazeutischen Forschung gibt es ein hohes Risiko. Du hast Blockbuster-Medikamente und du hast Fehlschläge.

Jürgen Wulff: Wusstest du denn schon, als du dein Unternehmen verkauft hattest, was du danach machen wolltest?

Renée Moore: Ich hatte keine Ahnung. Ich musste wieder einmal von vorne anfangen und mich neu orientieren. Das ist ein Teil meines kompletten Lebens. Nach meiner Doktorarbeit habe ich mir sechs Monate Zeit für mich genommen, um mich neu zu orientieren. Als ich neu nach Deutschland gekommen bin, als ich meinen meinem Job gekündigt habe, sechs Monate Orientierung. Nach dem Verkauf wieder sechs Monate Orientierung. Wenn ich zurückschaue, ist das wirklich ein Muster bei mir.

Meine Erfahrungen sind Werkzeuge für das, was ich heute mache

Jürgen Wulff: Das ist lang genug ist, um sich zu erholen und geistig zur Ruhe zu kommen und sich wirklich zu orientieren. Das auszuwerten, was war und neue Pläne zu schmieden. Aber 6 Monate sind auch kurz genug, um nicht völlig in Passivität zu verfallen

Renée Moore: So ist es. Ich habe ich gefragt, was sollte ich jetzt machen? Ich liebe Business, ich liebe das, was ich tue. Es war mir klar, dass alle diese Erfahrungen, die ich gesammelt hatte, nur die Werkzeuge für das sind, was ich heute mache. Ich helfe anderen, ein erfolgreiches Business aufzubauen. Es war mir schnell klar, dass das Universum mich nicht nach Deutschland geschickt hatte für diese erste Firma, sondern, damit ich vielen Selbstständigen helfen darf, in ihrem Business erfolgreich zu werden.

Ich habe meine wahre Berufung früh gefunden

Jürgen Wulff: Das ist dann jetzt die wahre Berufung. Das war ein langer Weg, es hat eine ganze Weile gedauert.

Renée Moore: Ich finde, die Berufung ist relativ früh gekommen. Viele Leute entdecken diese wahre Berufung nicht, bevor sie 50 Jahre alt sind. Ich war erst 42. Es war mir klar, dass das meine wahre Berufung ist. Und jetzt, über acht Jahre später, erhalte ich eine neue Vision. Was soll ich noch leisten? Was will das Universum noch von mir haben? Nicht nur mit Selbständigen zusammenarbeiten, sondern auch das Thema Selbstbewusstsein behandeln. Für Frauen ins Tun kommen: Wie baue ich mein Selbstbewusstsein auf, und wie kann ich ins Tun kommen? Wie kann ich diese Energie in mir entdecken, auf den Weg bringen und meine Ziele umsetzen?

Deine Blockaden sind in deinen Glaubenssätzen

Jürgen Wulff: Das ist also das, was als nächstes kommen wird. Ich bin gespannt. Willst du zum Abschluss nochmal deine wichtigste Botschaft zusammenfassen?

Renée Moore: Lass diesen Glaubenssatz, dass alles perfekt sein muss, einfach los. Du selbst bist die größte Blockade auf deinem Weg. Viele Leute denken, hey, ich kann das nicht umsetzen, ich habe nicht genug Geld, mein Mann hält mich zurück oder dies oder das. Du bist deine größte Blockade! Deine Blockaden sind in deinen Glaubenssätzen. Das Thema, ich bin nicht gut genug, alles muss perfekt sein, bevor ich etwas in Angriff nehme, das ist nur ein Glaubenssatz. Du kannst etwas dagegen tun, du kannst diese „Imperfect Action” leben. Und mit jedem Schritt in Richtung deines Ziels wächst dein Selbstbewusstsein, wächst dein Zutrauen, wächst deine Erfahrung, wächst dein Vertrauen in dich. Dann bist du auf einer ganz anderen Ebene. Du bist eine ganz andere Person und dein Gehirn funktioniert anders. Du bist wirklich eine andere Person, als du vorher warst. Dann fängst du an, von dieser Ebene aus etwas umzusetzen und es geht immer leichter. Lass den Perfektionismus hinter dir und gehe einfach kleine Schritte in Richtung deines Ziels!

Be unstoppable

Dr. Renée Moore-Seiwert ist promovierte Neurobiologin und Selfmade-Millionärin. Sie berät seit Jahren Selbständige, die ihr eigenes erfolgreiches Business aufbauen möchten. Sie hat dafür ein erprobtes System entwickelt, das sie in Vorträgen, Seminaren, Workshops, Business-Bootcamps und Einzelcoachings („Zone of Genius“-Business-Mentoring) erfolgreich vermittelt.

www.reneemoore.com

Folgende Downloads und 3 kostenlose Geschenke hat sie für dieses Interview zur Verfügung gestellt: www.reneemoore.com/3geschenke/

Buchtipp:
Moore, Renée: Be Unstoppable in deinem Business! 101 Strategien für ein erfolgreiches Business, das du liebst. Der Durchbruch für dich und dein Business. Fehmarn/Bamberg: Happy Dog Publishing (Verlag Edition Forsbach), 2018

 

 

Buch - Gesagt ist nicht getan

Dieses Interview wurde im Rahmen des Buches „Gesagt ist nicht getan“ von Jürgen Wulff geführt.