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Hör nicht auf, wenn es schwierig wird!

- Interview mit Thomas Pagel -

Hört ein Boxer auf, ein Boxer zu sein, wenn er einen Kampf verliert? Natürlich nicht, meint Start-up-Gründer Thomas Pagel. Er erläutert im Interview, warum es vor allem Disziplin braucht, um langfristig erfolgreich zu sein.

Jürgen Wulff: Herzlich willkommen, Thomas Pagel. Du bist einer der Start-up-Gründer von TuCalendi, einem neuen Terminbuchungssystem, dass den Großen Konkurrenz machen will. Thomas, was ist dein beruflicher Hintergrund?

Thomas Pagel: Mein beruflicher Hintergrund ist sehr vielfältig. Studiert habe ich BWL und ich habe viele Jahre in großen Unternehmen gearbeitet, unter anderem auch für Google. Aber im Moment bin ich Gründer und ich bin sehr zufrieden damit.

Wir wollen den Großen mal ein bisschen Konkurrenz machen

Jürgen Wulff: Wie ging die Sache mit TuCalendi los?

Thomas Pagel: Ich lebe auf Teneriffa und das Ganze fing vor etwa zwei, drei Jahren an, als wir an einer Ausschreibung hier auf den Kanarischen Inseln teilgenommen haben. Es war ein Förderprojekt der kanarischen Regierung, wo neue digitale Start-ups gefördert wurden. Dadurch, dass ich gute Kenntnisse in der Programmierung habe und ich viele Jahre in Großfirmen Erfahrung sammeln konnte, haben wir beschlossen teilzunehmen. Unsere Kernfrage war: Was hilft im Business weiter? Und da ist Terminbuchung ein wichtiges Thema. Derzeit gibt es auf dem Markt der Online-Terminbuchungssysteme als einer der ganz Großen im Prinzip nur Calendly. Da haben wir gesagt, wir werden denen mal ein bisschen Konkurrenz machen und haben deshalb TuCalendi ins Leben gerufen. Wir sind dann zum viertbesten Startup der Kanaren gekürt worden. Darauf bin ich ganz stolz.

Jürgen Wulff: Also ihr seid ja noch nicht lange am Markt.

Thomas Pagel: Offizieller Start war letztes Jahr Oktober. Davor gab es natürlich diverse Betaphasen zum Ausprobieren mit Freunden und Firmen, die wir kennen. Wir hatten eine sehr gute Resonanz und daher haben wir beschlossen, das machen wir! Der offizielle Start war Ende Oktober 2020, also vor nicht ganz 9 Monaten.

Disziplin gehört dazu, um es durchzuziehen

Jürgen Wulff: Wie schafft man es so schnell sein Projekt umzusetzen?

Thomas Pagel: Mit viel Ehrgeiz, mit viel Motivation und wirklich dem Ziel vor Augen. Ich glaube, wenn man so etwas nur als Spaß-Projekt oder als Experiment angeht, dann ist das nicht möglich. Es gehört wirklich viel Disziplin dazu, es durchzuziehen. Gerade auch an Tagen, wo es sehr schwierig ist, wo man die Lust verliert, weil man kleine Misserfolge hat oder den Erfolg nicht so wachsen sieht, wie es eigentlich sein sollte.

Punkt 1 ist also Disziplin und Punkt 2 ist der Wille, dass man es auch durchziehen wird. Und Punkt 3 ist schließlich der Spaß! Spaß ist ein ganz großer Faktor, weil er viel Motivation erzeugt. Man sollte sich nie zu sehr unter Druck setzen mit der Einstellung »Es muss, es muss, es muss«. Ich glaube, Druck ist zwar grundsätzlich gut, aber wenn es zu viel wird, ist Druck einer der Hauptfaktoren, warum man als Start-up scheitert.

Dann braucht man natürlich ein gutes Team. Wir sind drei Gründer und wir sind ein echtes Team. Es muss familiär sein und harmonieren. Die Kommunikation im Team muss in jedem Fall stimmen – das ist entscheidend! Man muss nicht immer der gleichen Meinung sein, aber zumindest sollte man kompromissbereit sein, sodass man den Weg gemeinsam weiter geht. Dann schafft man sein Projekt wirklich in kürzester Zeit.

2013 scheiterte mein Herzensprojekt

Jürgen Wulff:  Thomas, du bist 44 Jahre alt. Da hast du ja sicherlich schon das eine oder andere Projekt hinter dir, wo nicht alles wie geplant verlaufen ist. Was war bisher dein größter Misserfolg?

Thomas Pagel: Oh, da gibt’s mehrere. Aber ich war immer ein Mensch, der sich nicht unterkriegen lässt, wenn es nicht funktioniert. Schon meine Oma hat immer gesagt, ohne versuchen wird man nie wissen, ob man es geschafft hätte. Deswegen habe ich wirklich viel versucht und ausprobiert. Im Bereich der digitalen Unternehmen sind es auch manchmal Projekte gewesen, die ein Jahr in Anspruch genommen haben, aber im Endeffekt keinen Erfolg hatten. Im Jahr 2013 hatte die deutsche Bundesregierung Webseiten für Kinder ausgeschrieben, bei denen die Eltern die Kontrolle haben sollten, um Ihre Kinder vor schädlichen Inhalten schützen zu können. An dieser Ausschreibung habe ich mich beteiligt, aber leider habe ich bei dem Projekt den fünften Platz belegt, bei dem es dann keine finanzielle Förderung gab. So konnte ich das Projekt leider aus Kostengründen nicht umsetzen. Ich hatte geplant, eine Art Facebook für Kinder aufzusetzen. Das Projekt schlummert immer noch auf meiner Festplatte – wer weiß, wofür es einmal gut sein wird.

Das war für mich persönlich doch ein großer Misserfolg. Warum? Weil es für mich so ein Herzenswunsch war, ein soziales Netzwerk für Kinder aufzubauen, als Alternative zu Facebook. Und da muss ich ehrlich sagen, es hat mich schon ein wenig gekränkt. Von der Seite sehe ich das für mich persönlich als Misserfolg.

Das Gute an Misserfolgen ist aber, dass man danach den Markt kennt, weil man sieht, was funktioniert und was nicht funktioniert, wo Potenzial drinsteckt und wo nicht. Und ohne Misserfolge wird man nicht wachsen und wenn man nicht wächst, weiß man nicht, wo der Weg hingehen soll. Von der Seite her habe ich gesagt, egal was passiert, auch wenn es daneben geht, ich werde immer wieder das nächste Projekt anfangen. Und irgendwann hat man dann den Hauptgewinn.

Wenn man verliert, heißt das ja noch lange nicht, dass die Welt untergeht

Jürgen Wulff: Wie hast du es geschafft, aus diesem emotionalen Tief wieder herauszukommen?

Thomas Pagel: Ich bin ein Mensch, der lässt sich nicht unterkriegen. Das liegt in meiner Natur. Ich komme ja aus der DDR. Ich war aktiv an der Sportschule, habe viele sportliche Erfolge gefeiert. Und mit dem Sport lernt man eben auch zu verlieren. Wenn man verliert, heißt das ja noch lange nicht, dass die Welt untergeht. Man sollte nicht in so ein tiefes Loch fallen, sondern einfach sagen, da war ein Misserfolg, da war eine Niederlage und dann daraus lernen, dass es nicht nochmal passiert. Wenn ich Boxer bin und den Kampf verliere, dann höre ich ja auch nicht auf, Boxer zu sein, sondern weiß beim nächsten Kampf, worauf ich achten muss. Er gibt so ein schönes Sprichwort: Man fällt, um wieder aufzustehen.

Nicht einfach ins Blaue schießen

Jürgen Wulff: Aus deiner Erfahrung, was sind die wichtigsten Etappen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Umsetzung? Worauf sollte man achten und was sind die wichtigsten Dos und Don’ts?

Thomas Pagel: Also das Allerwichtigste für mich ist und bleibt die Disziplin. Ohne Disziplin passiert gar nichts. Warum? Wenn man ein Start-up gründet, ist man für sich selbst verantwortlich. Und wenn man die Disziplin nicht hat, so etwas durchzuziehen, dann rate ich: Finger weg von der Selbstständigkeit! Dann, wie gesagt, dass man den Willen hat und seine Selbstständigkeit aufbauen möchte. Ohne den Willen wird man nie Erfolg haben. Außerdem braucht man natürlich ein richtiges Konzept, sonst passiert gar nichts. Man sollte nicht einfach ins Blaue schießen, sondern alles gut planen. Diese Kombination ebnet den Weg zum Erfolg. Ich glaube, man kann wirklich jede Idee erfolgreich umsetzen, wenn man eben Disziplin, den Willen und das richtige Konzept hat.

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Man sollte jeden Tag nutzen, um selbst zu wachsen

Jürgen Wulff: Thomas, hast du ein Lebensmotto?

Thomas Pagel: Ich denke, das Leben ist zu kurz, um irgendwas zu bereuen, was man nie gemacht hat. Das Leben ist das Ziel an sich und man sollte jeden Tag nutzen, um selbst zu wachsen. Man ist immer für sich selbst verantwortlich und man sollte die Schuld nie bei anderen suchen. Wenn etwas nicht funktioniert, heißt es, den Fehler vor allem bei sich selbst zu suchen und nicht bei den anderen, weil man denkt, dass sie einen im Stich gelassen haben. Das Leben selbst ist das Ziel, das ist mein Motto und damit bin ich bisher ganz gut gefahren.

Beitragsbilder:
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Thomas Pagel: privat
TuCalendi-Logo: Mit freundlicher Genehmigung von TuCalendi

Weitere Infos zu TuCalendi unter: www.tucalendi.com