Disziplin gehört dazu, um es durchzuziehen
Jürgen Wulff: Wie schafft man es so schnell sein Projekt umzusetzen?
Thomas Pagel: Mit viel Ehrgeiz, mit viel Motivation und wirklich dem Ziel vor Augen. Ich glaube, wenn man so etwas nur als Spaß-Projekt oder als Experiment angeht, dann ist das nicht möglich. Es gehört wirklich viel Disziplin dazu, es durchzuziehen. Gerade auch an Tagen, wo es sehr schwierig ist, wo man die Lust verliert, weil man kleine Misserfolge hat oder den Erfolg nicht so wachsen sieht, wie es eigentlich sein sollte.
Punkt 1 ist also Disziplin und Punkt 2 ist der Wille, dass man es auch durchziehen wird. Und Punkt 3 ist schließlich der Spaß! Spaß ist ein ganz großer Faktor, weil er viel Motivation erzeugt. Man sollte sich nie zu sehr unter Druck setzen mit der Einstellung »Es muss, es muss, es muss«. Ich glaube, Druck ist zwar grundsätzlich gut, aber wenn es zu viel wird, ist Druck einer der Hauptfaktoren, warum man als Start-up scheitert.
Dann braucht man natürlich ein gutes Team. Wir sind drei Gründer und wir sind ein echtes Team. Es muss familiär sein und harmonieren. Die Kommunikation im Team muss in jedem Fall stimmen – das ist entscheidend! Man muss nicht immer der gleichen Meinung sein, aber zumindest sollte man kompromissbereit sein, sodass man den Weg gemeinsam weiter geht. Dann schafft man sein Projekt wirklich in kürzester Zeit.
2013 scheiterte mein Herzensprojekt
Jürgen Wulff: Thomas, du bist 44 Jahre alt. Da hast du ja sicherlich schon das eine oder andere Projekt hinter dir, wo nicht alles wie geplant verlaufen ist. Was war bisher dein größter Misserfolg?
Thomas Pagel: Oh, da gibt’s mehrere. Aber ich war immer ein Mensch, der sich nicht unterkriegen lässt, wenn es nicht funktioniert. Schon meine Oma hat immer gesagt, ohne versuchen wird man nie wissen, ob man es geschafft hätte. Deswegen habe ich wirklich viel versucht und ausprobiert. Im Bereich der digitalen Unternehmen sind es auch manchmal Projekte gewesen, die ein Jahr in Anspruch genommen haben, aber im Endeffekt keinen Erfolg hatten. Im Jahr 2013 hatte die deutsche Bundesregierung Webseiten für Kinder ausgeschrieben, bei denen die Eltern die Kontrolle haben sollten, um Ihre Kinder vor schädlichen Inhalten schützen zu können. An dieser Ausschreibung habe ich mich beteiligt, aber leider habe ich bei dem Projekt den fünften Platz belegt, bei dem es dann keine finanzielle Förderung gab. So konnte ich das Projekt leider aus Kostengründen nicht umsetzen. Ich hatte geplant, eine Art Facebook für Kinder aufzusetzen. Das Projekt schlummert immer noch auf meiner Festplatte – wer weiß, wofür es einmal gut sein wird.
Das war für mich persönlich doch ein großer Misserfolg. Warum? Weil es für mich so ein Herzenswunsch war, ein soziales Netzwerk für Kinder aufzubauen, als Alternative zu Facebook. Und da muss ich ehrlich sagen, es hat mich schon ein wenig gekränkt. Von der Seite sehe ich das für mich persönlich als Misserfolg.
Das Gute an Misserfolgen ist aber, dass man danach den Markt kennt, weil man sieht, was funktioniert und was nicht funktioniert, wo Potenzial drinsteckt und wo nicht. Und ohne Misserfolge wird man nicht wachsen und wenn man nicht wächst, weiß man nicht, wo der Weg hingehen soll. Von der Seite her habe ich gesagt, egal was passiert, auch wenn es daneben geht, ich werde immer wieder das nächste Projekt anfangen. Und irgendwann hat man dann den Hauptgewinn.
Wenn man verliert, heißt das ja noch lange nicht, dass die Welt untergeht